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PRESSE / GRUNER + JAHR Einfach schneller

aus DER SPIEGEL 49/1968
Dieser Beitrag stammt aus dem SPIEGEL-Archiv. Warum ist das wichtig?

Dr. Gerd Bucerius, 62, fühlt sich durch die Zusammenballung der Presse in der Bundesrepublik zu Großunternehmen »an manchesterlichen Frühkapitalismus« erinnert: »Kein demokratischer Staat in dieser Welt erlaubt einem Verleger Machtstellungen« wie sie sie in Deutschland besitzen.«

Bucerius ist drittstärkster Kompagnon im -- hinter Springer -- zweitgrößten deutschen Pressekonzern (Jahresumsatz 405 Millionen), seit er sich vor dreieinhalb Jahren mit seiner Illustrierten »Stern« und seinem Wochenblatt »Zeit« mit dem Hamburger Verleger John Jahr sen. ("Constanze »Brigitte«, »Petra«, »Schöner wohnen«, »Capital") und dem Druckereiunternehmer Richard Gruner (Großdruckerei in Itzehoe, 2500 Beschäftigte) zur »Gruner + Jahr GmbH & Co.« zusammengetan hat.

Das ätzend artikulierte Unbehagen von Bucerius (Konzernanteil bei Gruner + Jahr: 28,25 Prozent) markiert eine gewisse Dissonanz im Zusammenwirken des Verleger-Trios, die freilich -- so Hauptgesellschafter Richard Gruner (39,5 Prozent) -- »niemals in Streit noch Unfrieden« ausartete. John Jahr sen. (32,25 Prozent) hingegen, dem die laut Bucerius »glänzend verdienende« Massenpresse stets »ein sehr risikoreiches Geschäft« war, mutet der ungleiche Dreibund »fast wie eine politische Koalition« an: »Es gibt Vorteile, und es gibt Nachteile.«

Die Vorteile der Dreierfusion (allein die Umsatzsteuer minderte sich um mehrere Millionen Mark) sollen künftig vermehrt, die Nachteile gemindert werden -- durch ein auf sechs Mann gestrafftes Führungs- »Management Hamburg«. Vorsitzender: Richard Gruner.

Denn mehr noch als die divergierenden Ansichten der drei Verleger, die ihre jeweiligen Vorbehalte schon beim Zusammenschluß auf über 100 Schreibmaschinenseiten Vertragstext ausbreiteten, machte den Konzern ein zwölfköpfiges »Direktorium« schwer beweglich, in dem außer den drei Verlegern auch Verlagsmanager und Gruner-Techniker aus Itzehoe und Redaktionsexperten wie der »Stern«-Chef Henri Nennen saßen.

Neben den auseinanderstrebenden Interessen und der großen Besetzung (Gruner: »Kriegen Sie mal zwölf Leute zusammen") wirkte sich nachteilig eine minuziös ausgetüftelte Satzung aus, in der alle Eventualitäten einer Verlagsführung in Vorschriften übersetzt worden waren. John Jahr jun., 34, nun hinter Gruner stellvertretender Vorsitzender des »Management Hamburg": »Von denen konnte keiner entscheiden, wenn nicht mindestens zwei andere dabei waren.«

Im neuen Sechser-Gremium, das am vorletzten Sonnabend (John Jahr jun.: »Da waren zufällig alle drei mal in Hamburg") im Haus von Bucerius ausgehandelt wurde und das künftig jeden Montagnachmittag um 16 Uhr im Hause Gruner tagen soll, sind die Fugen zwischen den ursprünglichen Konzern-Elementen nur noch schwach zu erkennen.

John Jahr sen. läßt seine Interessen durch Junior »Johnny« und den altgedienten Anzeigenexperten Günter Schnick, 64, vertreten. Bucerius ist durch »Stern«-Verlagsleiter Robert Streitberger, 64, und »Stern« -Finanzchef Walter Röpert, 39, repräsentiert. Nur der jüngste und anteilstärkste der drei Verleger, Gruner, 42, wird künftig -- assistiert von Geschäftsführer Dr. Dr. Friedrich Landgraf, 38 -- als Vorsitzender im Management direkt mitreden.

»Es ging uns einfach darum, schneller zu werden«, erläutert Richard Gruner die Lösung dieser »reinen Organisationsfragen«. Und wohin die schnelle Reise des Konzerns gehen soll, umschreibt einer der sechs neuen Manager so: »Die Schornsteine müssen rauchen. Wir sind ja kein Wohltätigkeitsverein.« Der Trend gehe ganz allgemein in Richtung auf eine gewinnträchtige »Geschäftspresse«, die ihre Produkte wie »Markenartikel« unter die Kundschaft bringe.

Der skeptische Bucerius allerdings, der bei Abwägung von »Geist und Geschäft« den »Geist auf der Verlustseite« wähnt, hat seine Konsequenzen gezogen. Aufgrund einer Klausel im Fusions-Vertrag konnte er seine bisher in Verlagsgemeinschaft mit dem Gruner-Konzern arbeitende »Zeit« wieder aus dem Bund herausnehmen.

Der kinderlose Verleger hat sie seinem »Tempus«-Verlag einverleibt und will das Blatt zusammen mit anderen Objekten ("Volkswirt«, »Monat") später als Stiftung organisieren, eine Konstruktion, die freilich auf Geldzufluß aus dem Konzern angewiesen bleibt. Bucerius: »Je mehr sich eine Zeitung um staatspolitische Aufgaben kümmert, um so schwerer wird sie verkäuflich.«

Richard Gruner, der künftig auch ohne das Markenzeichen »Zeit« ein »liberales Haus« führen möchte, will auf seinem Industriegelände in Itzehoe (300 000 Quadratmeter, mit Schiffsanschluß) die Druckereien ausbauen und so die wirtschaftlichen Grundlagen dafür festigen, daß »freie Journalisten frei ihrer Arbeit nachgehen können Druckaufträge für Millimeterpapier und Zigarettenschachteln sind ihm für diesen Zweck ebenso willkommen wie steigende Auflagen der hauseigenen Produkte.

Um den publizistischen Zuwachs im Hause Gruner + Jahr kümmern sich Leute mit dem sex-ten Sinn, wie der jüngst angeheuerte Ewald Struwe (SPIEGEL 21/1968), der -- als Herausgeber und Chefredakteur -- das Elternmagazin »Es« hochpäppeln und die Frauenzeitschrift »Constanze« zur Auflagen-Millionärin machen möchte. Struwe: »Wir wollen verkaufen. Wir wollen Geld verdienen.« Denn: »Von Niveau sprechen nur jene, die es nicht bezahlen müssen.«

Von Niveau spricht auch Gruners bisheriger Vertrauter für Verlagsangelegenheiten, Geschäftsführer und Direktoriumsmitglied Rolf Oertel, 41, der fristlos kündigen wird, »falls die verlegerischen Belange tatsächlich in den geschäftlichen untergehen«.

Richard Gruner: »Das trifft mich schwer, aber irgendwo mußte ja schließlich ein Strich gezogen werden.«

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